Unternehmensnachfolge rechtzeitig planen

Dieses Problem wird gerne verdrängt. Doch gerade für kleine und mittlere Betriebe spielt die gelungene Betriebsnachfolge eine große Rolle. Oft in der zweiten, dritten oder gar vierten Generation geführte Familienbetriebe wollen die Tradition aufrechterhalten und wünschen sich eine Nachfolge aus dem Familienumfeld. Hier ist jedoch vielfach die Bereitschaft, den Beruf der Eltern zu erlernen, zugunsten anderer – zunächst attraktiver erscheinender – Berufe gewichen.

Selbst wenn eine Nachfolge aus dem Familienumfeld nicht zum Tragen kommt, so wäre aber immer noch die Übernahme durch Dritte möglich. Nach einer Studie des DIHT (Deutscher Industrie- und Handelstag) werden in den nächsten zehn Jahren etwa 25% aller Handwerksbetriebe den Eigentümer wechseln.

Bezeichnend für Familienbetriebe sind in der Regel drei Interessengruppen, die es zu beachten gilt.

Diese sind

• die Familie
• die Mitarbeiter
• das Eigentum und Vermögen

Es ist verständlich, dass sich in diesen drei Gruppen die Interessen überschneiden können. Wenn dies geschieht, ergibt sich in der Regel ein Spannungsfeld, aus dem nicht selten Konflikte hervorgehen. Je größer dieses Spannungsfeld ist, desto höher ist das Konfliktpotential. Das nachstehende Schaubild soll das verdeutlichen:

Für alle Parteien ist es von Vorteil, wegen der komplexen Sachverhalte und vor allem wegen der daraus resultierenden Konsequenzen, immer auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nach unseren Erfahrungen sollten dies spezialisierte Betriebsberater sein, in Zusammenarbeit mit dem Familienanwalt und dem Steuerberater. Werden im Zuge der Nachfolge auch Eigentumswechsel von Grundstücken und Gebäuden vereinbart, so ist noch ein Notar hinzu zu ziehen.

In allen Unternehmen steht irgendwann die Regelung der Chef-Nachfolge auf der Tagesordnung. In den großen Aktiengesellschaften sucht der Aufsichtsrat den geeigneten Nachfolger für den Vorstandsvorsitz. Für eine GmbH werden von den Gesellschaftern der oder die Nachfolger für die Geschäftsführung gesucht und für die persönlich geführten Familienbetriebe des Mittelstandes obliegt die Nachfolgesuche dem Inhaber. Während in den Kapitalgesellschaften Vorstände und Geschäftsführer in der Regel Verträge mit festen Laufzeiten haben, wonach bei Nichtverlängerung zwangsläufig die Frage der Nachfolge auftritt, ist dies bei Inhabergeführten Betrieben völlig anders. Hier kann es für den Verlauf einer ganzen Generation bei einer Führung bleiben. Obwohl absehbar, wann der derzeitige Inhaber oder die Inhaberin das Pensionsalter erreichen werden, wird sehr oft die Nachfolgefrage verdrängt. Schließlich fällt es nicht leicht, sich von seinem Betrieb zu lösen, der das Lebenswerk einer oder mehrerer Inhaber-Generationen darstellt. Der Gedanke, dass es ohne die eigene Führung „nicht so laufen“ und möglicherweise der Fortbestand bedroht sein könnte, entwickelt sich zur Horrorvision. Hierin liegt ein wesentlicher Grund, warum die Nachfolgefrage nicht rechtzeitig aktiv angegangen wird. Ein weiterer Grund ist oft die instabile Altersvorsorge des Inhabers und der damit einhergehende mögliche Einkommensverlust.

Was aber bedeutet rechtzeitig? Es sollte unseres Erachtens spätestens fünf Jahre davor der Prozess der Unternehmensübergabe gestartet werden. Hat zum Beispiel eines der Kinder die Ausbildung zum Meister als Ziel und zeigt auch die grundsätzliche Bereitschaft, den elterlichen Betrieb übernehmen zu wollen, so kann das Thema zunächst einmal entspannter angegangen werden. Inwieweit sich im Laufe der Ausbildung, der Gesellen- und späteren Meisterprüfung des Familienmitgliedes dessen oder deren Eignung bestätigt, muss allerdings sehr genau und kritisch beobachtet werden.